DIE LINKE diskutiert: Hintergründe zum IT Campus des Schwarz Konzerns in Bad Friedrichshall.

Heute steht das Mammut Projekt „Obere Fundel“ auf der Tagesordnung einer Sondersitzung des Bad Friedrichshaller Gemeinderats. Dort will der Handelskonzern seine IT- und Online- Kompetenz bündeln, in der letzten Ausbaustufe mit ca. 5000 Arbeitsplätzen. Will Dieter Schwarz und sein Management den Amazon der Lebensmittelbranche kreieren? Ist das die Zukunft? Welche Auswirkungen hat diese Zentralisierung langfristig auf die ErzeugerInnen von Lebensmittel, auf die Natur und Umwelt, auf Bad Friedrichshall und auf die VerkäuferInnen? All diese berechtigten Zukunftsfragen werden heute Abend im Gemeinderat wohl keine Rolle spielen.

Eine Anfrage der Bundestagsfraktion der LINKEN hat sich mit der Situation der VerkäuferInnen im Einzelhandel beschäftigt. Nach Auskunft des statistischen Bundesamtes sank der durchschnittliche monatliche Bruttolohn von 2421 Euro im zweiten Quartal 2019 auf 2254 Euro im zweiten Quartal dieses Jahres. Das sind 167 Euro oder knapp 7 Prozent weniger. Die Einnahmen des Konzerns, auch das Privatvermögen von Dieter Schwarz, stiegen während der Pandemie um Milliarden. Ein Teil des auf dem Rücken der Lidl-Beschäftigten erwirtschafteten Milliarden wird jetzt auf der „Oberen Fundel“ verbuddelt und investiert. Werden die „alten“ Arbeitsplätze bei Lidl durch den „Zukunftscampus“ gefährdet? Arbeiten die vereinigten IT-ler bei Lidl und Kaufland an der Online Einkaufswelt, auch im Lebensmittelbereich und bauen damit tausende von Arbeitsplätzen in Präsenz-Verkaufsniederlassungen übermorgen ab?

„Ja, diese Vorstellung verbirgt auch eine gewisse Tragik“ meint Johannes Müllerschön, Sprecher des Ortsverbandes nördlicher Landkreis der Linken. Ohne zu resignieren sieht er die große Herausforderung der Schwarz-Ansiedlungen in Bad Friedrichshall und Bad Wimpfen darin, die Interessen zwischen Ökologie und Ökonomie einerseits und die Interessen zwischen Privatvermögen und gemeinwohlorientierter Sozialverantwortung anderseits, auszugleichen. Er liebäugelt mit einer Projektgruppe „Obere Fundel“ der LINKEN, die sich an dieser Herausforderung abarbeitet. (jom)

Zur „Neiddebatte“  hier einen Auszug aus Facebook.

Einen Bericht über einen ungewöhnlichen Baustellenbesuch gibt es hier.

Kritische Debatten über das Projekt finden nicht mehr im Gemeinderat (schon gar nicht öffentlich) statt, sondern in der Tageszeitung. Eine Dokumentation darüber gibt es in Bälde hier.

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Weitere Kommentare und Infos gibt es hier.

 

 


10 Kommentare zu „DIE LINKE diskutiert: Hintergründe zum IT Campus des Schwarz Konzerns in Bad Friedrichshall.”

  • Volkswirtschaftlich ist zu hinterfragen, ob es sinnvoll ist, mit entgegenkommender Bauleitplanung, die konzentration von Kapital und wachstum des Imperiums schwarz zu fördern. Da muss entgegen gestellt werden, wieviel Arbeitsplätze Herr Schwarz schon zerstört hat, als kleinere Unternehmer im Einzelhandel mit der LIDL- und Kaufland Marktmacht an die Wand gedrückt wurden. Ganz zu schweigen von Skandalen und präkeren Verhältnissen in den Fleischfabriken. Das sind alles Strukturen die kleiner und dezentral in Orten integriert sein können.
    Da kann die Schwarzgruppe eben einfach mal aufhören zu wachsen, statt die als Marktbeherrscher selbstverschuldeten Nöte zu beklagen, ständig neuen Verwaltungsgebäude aus dem Boden stampfen und komplexer werdenden Anforderungen begegnen zu müssen. Die Marktbeschicker auf dem Wochenmarkt, Bäcker, Metzger, Hofläden, Schreibwarengeschäfte, noch existierende Drogerien benötigen keinen IT-Campus auf dem Acker.
    Und wenn LIDL-Kaufland-Schwarz mit IT schon sein muss, Angestellte wären an in der Stadt (Heilbronn) integrierten Standorten besser aufgehoben. (Nähe zu Wohnungen, Nahverkehr, Einkaufen, Sport+Naherholung,.. Statt konzentriert auf einem Feld ) . Da wird auch die Verkehrssituation wird erschwert -> nach Druckaufbau folgt Straßenausbau B27, 4-spurig

    • Johannes Müllerschön sagt:

      Danke Matthias für deinen Beitrag. Ich teile deine beiden ersten kritischen Abschnitte. Den letzten Abschnitt sehe ich anders, vielleicht realistischer. Die Schwarz-Gruppe platzt an allen Standorten auch in Heilbronn aus allen Nähten. Ob ein Heilbronner Standort besser wäre weiß ich nicht. Offensichtlich gibt es keinen. Deshalb die spannende Frage, welche Alternativen gibt es zur Oberen Fundel? Nicht nur als Standort, sondern eben auch in der konkreten Ausgestaltung. Nur Schwarz-Konzern Gewerbe, oder auch (im 2.Bauabschnitt z.B. Wohnbebauung), nur als Beispiel.

      • Matthias Böhringer sagt:

        Warum platzt Schwarz an den alten Standorten aus allen Nähten? Weil der immer größer wird / zu groß wird und an Konzepten wie „Kunden scannen ihre Ware selber“ gearbeitet wird, die eigentlich niemand braucht.

  • Johannes Müllerschön sagt:

    Ich dokumentiere hier eine Debatte über die Themen Schwarz Campus und Zukunft des Einzelhandels vom 27.11.20:
    Liebe Leut, ich finde dieses Konzept von Lidl, Aldi wird folgen, super. Wichtig ist, dass nach Einzelhandelstarif bezahlt wird und in Mehrwegboxen verschickt wird. Dann aber fallen viele Supermärkte samt ihrer Parkplätze und samt dem dazugehörigen Verkehr in unseren Städten weg, da sollte auch Druck ausgeübt werden, dass das geschieht! Dann werden die nicht so mobilen Menschen versorgt! Und dann wird es auf den gewonnenen Flächen Wohnquartiere geben mit öffentlich geförderten, kleinen Quartiersläden für den notwendigsten Grundbedarf, den man vielleicht dringend braucht, aber vergessen hat, zu bestellen oder Gemüse Wochenmarktstände, damit es wirklich frisch ist, oder es wird grüne Gürtel um die Städte geben wie in München, wo die Leute ihr Frischzeug selbst anbauen können, oder große bequeme Balkone bei den Neubauten, die Individualität zulassen, dem einen sein Frühstück im Freien, den anderen seinen Balkongarten. Bis später! Lydia
    Antwort von Florian:
    Platztechnisch super, ich habe gestern schon über das rießige Aldi-Areal in Weinsberg nachgedacht, welches gut für den Bauhof wäre. Dann könnten wir am jetzigen Bauhofplatz in der Innenstadt Wohnungen bauen.
    Aber natürlich gerade etwas heikel, da die Beschäftigten im Einzelhandel massiv unter Druck stehen, Arbeitsplätze sollen massiv abgebaut werden. Und nicht nur dort: heute Campina in der Zeitung, die Metaller haben auch alle Hände voll zu tun.
    Wir brauchen einfach ein neues Wirtschaftsmodell…
    lg Florian
    Antwort Lydia:
    Hallo Florian, ich glaub, dass jetzt die Zeit besonders günstig dafür ist: jede Umstellung von Wirtschaftsstrukturen, erst recht eines ganzen Systems, bringt erst mal einen Verlust an Arbeitsplätzen. Nie war die Bereitschaft zum Ausgleich persönlicher Verluste so groß wie jetzt. Nach Corona, wenn auch die letzten Geldreserven vertan sind, besteht nicht die geringste Chance für Veränderung. Jetzt könnten wir sagen, wir unterstützen Lebensmittel Onlinehandel, um den Verkehr in den Innenstädten zu beruhigen, Platz für neue Wohngebiete zu schaffen, UND WEGEN CORONA! Wir könnten betonen, dass es uns darum geht, dass alle Menschen versorgt sind. Gleichzeitig mit dem Entwurf neuer Wohnquartiere an Quartiersläden denken, größere, übergreifendere Strukturen verlangen immer nach Ergänzung, Internationalismus setzt Regionalismus in Form von basisdemokratischen Räten für örtliche Belange, meinetwegen auch für Volkskulturen, sofern sie nicht ausgrenzen, voraus. Also das Thema verknüpfen mit Verkehrspolitik, Ökologie, Städtebau, Corona. … Lydia

    • Matthias Böhringer sagt:

      Kommen beim Online-Supermarktwaren-Versand die Päckchen mit dem Storch? Das ist doch Blödsinn, das verursacht bei der Masse noch mehr Lieferverkehr in den Straßen. Das weitere ausdehnen der Großstrukturen und Marktmacht gehört gebremst, zurück gebaut.
      Gerade für alte Menschen sind Trittsteine von vielen Läden wichtig. Zum Aufenthalt, Kommunikation. Man muss nicht mühsam an dem ganzen Unsinn irgendwelche „guten“ Argumente konstruieren, wenn die Entwicklung schlecht ist. Durchmischte Quartiere mit vielen Läden, einem integrierten Supermarkt mit gemäßigter Verkaufsfläche ohne viel Parkplätze, fördern des zu-fuß-gehens ist erstrebenswert. Da gibt es viel Literatur dazu mit positiven Beispielen. Seit über 20 Jahren wird leider dem gegenläufige Trend mit der Verödung mit der entgegenkommenden Bauleitplanung für autogerecht liegende Großstrukturen der Weg bereitet.

      • Lydia sagt:

        Ja, die bringt der Storch, Zuerst mal Fahrradlieferanten, in Zukunft autonom fahrende Kisten auf Fahrradrandstreifen. Wenn immer Auto, dann ist ein Auto mit Lieferplan 100 x effektiver als ein Privatauto. Arbeitsplätze wird es geben, das ist eine Frage um den Lohnkampf im Logistikbereich oder für die Lieferanten. Stellt Euch mal diese neue Welt konkret vor: man bestellt zu einem best. Lieferzeitpunkt online die Kiste und dann haben all die Berufstätigen nicht mehr den Stress, sich nach der Arbeit auch noch durch Supermärkte kämpfen zu müssen, Leute ohne Auto sind nicht mehr auf Hilfe angewiesen, alle, auch die Gehbedhinderten sind versorgt. Für die soziale Kommunikation sind dann die Quartiersläden da, im Supermarkt redet man eh mit niemandem. Solche Themen gehören auf einen Zukunftskongress, auf dem eben nicht nur der Profit von Lidl, sondern auch das Leben der Menschen mit einem solchen Konzept diskutiert wird und alle Verantwortlichen sich auf ein humanistisches Modell verpflichten.

        • Johannes Müllerschön sagt:

          Nein ihr beiden, ich glaube nicht mehr an den Klapperstorch. Aber Lydia für einen regionalen, frischen Bio Lieferservice, brauchen wir weder den Schwarz IT Campus, noch Lidl und andere Billiganbieter. Seit Jahren haben wir eine Bio Kisten Abo von Wino: https://wino.bio/ Die Liefern wöchentlich (vermutlich auch in den Neckarbogen) Bio Kisten zwischen 9 und 25 Euro, all inclusive. Und du kannst per Internetshop wöchentlich ergänzen und Lieferungen konkretisieren. Ökologisch tolle Sache. Sozial gesehen, bin ich für starke Gewerkschaften und gute Grundeinkommen, damit sich alle Menschen gesunde Lebensmittel auch echt leisten können. Das muß drin sein …

  • Matthias Böhringer sagt:

    Die Sitzungsunterlage brachte im übrigen einen Einblick in die Geschichte des ganzen, die ich bisher so nicht kannte. Es ist also (fast) wie immer: Da schwelt seit rund 12 Jahren eine Planung zu einer Bebauung von 18 Hektar in den Schubladen (Darstellung Gewerbegebiet Obere Fundel im Flächennutzungsplan 2006), um dann die Bürger 2018 mit dem Anklopfen vom Heilbronner Fürsten Schwarz überrascht zu werden. Dazwischen haben die Landwirte und Bürger mit der Landschaft gelebt, gingen davon aus, dass sie Bestand hätte, dabei war längst schon alles der Zerstörung gewidmet.
    Eben „Fast“: Bereits 2009-2013 gab es Bemühung für die Umsetzung eines Bebauungsplanverfahrens. Überraschung im Landkreis Heilbronn: Die Grundstückseigentümer machten nicht mit. (im Text als „mangelnde Mitwirkungbereitschaft“ abwertend umschrieben).
    Dann Klopfte 2015 die Schwarz-Gruppe für ein Ansiedlungsinteresse an, schließlich Februar 2018 die Verkündung des Fürstenboten Heilbronner Stimme. (Mitwirkungsbereitschaft nun gekauft?)
    Interessant ist , dass bereits 1 Jahr später , im Februar 2019 die das Gelände umsäumenden Bäume und Hecken gerodet wurde, obwohl jetzt erst, also fast 3 Jahre später erstmal nur der Vorentwurf (Noch kein Entwurf) dem Gemeinderat zur „Debatte“ (also abnicken) vorgestellt wird.

    Ich hatte bereits im Zabergäu2040-blog 2019 Gedanken dazu niedergeschrieben. Kann auch für Stellungnahme verwendet werden:
    https://www.zabergaeu2040.de/2019/02/28/kein-smiley-f%C3%BCr-lidl-campus-kochendorf/

  • Peter Kochert sagt:

    Hallo Matthias, deiner Stellungnahme stimme ich in allen Punkten zu. So wie ich es verstehe wurde wieder ohne rechtskräftigen Bebauungsplan an der Landschaft rumgepfuscht. Immer nach dem gleichen Schema wie bei Layher. Die ahnungslosen Gemeinderäte stimmen dann zu.
    Immer nach dem Argument von angeblichen Arbeitsplätzen. Wer hier Geld verdient ist in erster Linie das Planungsbüro und die Manager und Chefs der“ schwarzen Gruppe“.
    Heute in der HN Stimme ganzseitig Huldigung über Huldigung des Campus Areal. Mir verschlägts den Satz vom Schreiberling, es wird so grün wie auf dem Bild. Selbst die Eidechsen werden bedacht. Man lügt und lügt mit Hilfe der Zeitung.
    Dieses Areal wird der Natur entrissen, für einen Schwachsinn und ideologischen Fantastereien von angeblicher Zukunftsinvestition. Ich frage mich für wen und für welchen Zweck. So wie du erkannt hast, werden dann in absehbarer Zukunft nur noch Scanner ohne Menschen in den Supermärkten ein Teil des Personals ersetzen. Ist das menschlich? Dafür und andere Spinnereien vernichtet man zig Hektar bestes Land. Dafür gibt es keinen Ausgleich. Unsere Kinder werden in der Zukunft fragen, was habt ihr mit unserer Welt gemacht.

    Ich hoffe wir können mit Hilfe der BINN und weiteren Bürgerinitiativen wie dem Aktionsbündnis Bodenschutz den Schwachsinn bremsen.
    Von Gewerkschaftsseite werden wir keine Hilfe bekommen, von der SPD und den Grünen auch nicht.

  • Konrad Wanner sagt:

    Die ständige Ausweisung neuer Gewerbegebiete auf landwirtschaftlich genutzten Flächen bedeutet eine Vernichtung wertvoller Böden und ist immer ein unumkehrbarer Schritt.
    Heilbronn hat ein riesiges Industriegebiet zwischen dem Europaplatz und dem ENBW-Kohlkraftwerk. Dort gibt es viel Leerstand, ungenutzte Flächen, teils zerfallende Anwesen.
    Gleichzeitig gibt es den Hafen, Schienenanbindung, einen Containerumschlagplatz und 2 Autobahnanschlüsse in nächster Nähe.
    Wir sollten uns dafür einsetzen, daß in einer ordnenden Maßnahme die Flächen neu geordnet werden und freie Gewerbeflächen interessierten Firmen angeboten werden. Jeder so wieder genutzte Quadratmeter trägt dazu bei, den Landschaftsverbrauch zu reduzieren.

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