Hallo Herren Piepenburg und Winne Hermann,
ich komme gerade zurück von einem SOS Einsatz heute früh, in Folge des Zugausfalls der RB 19107 am 9.1.18 um 8.06 Uhr. Ich fuhr drei Frauen von Offenau nach Bad Friedrichshall per Auto, sie stellten am Bahngleis in Offenau entsetzt fest, dass ihr Zug zur Arbeit mal wieder ausfällt. Erfahrungsgemäß fahren mit diesem Zug täglich allein von Offenau aus bis zu 20 bis 30 Leute. Mich kotzen die (schon fast) regelmäßigen Zugausfälle und hilflosen Rechtfertigungsversuche von (Kommunal-) Politikern an. Es muß sich was ändern, sonst werden ihre Erwartungen nicht erfüllt, Herr Piepenburg. (Anspielung auf das ganzseitige Interview in der Heilbronner Stimme am 2.1.18 „Ich erwarte, dass die Mängel behoben werden“).
„Gehen wir davon aus, dass alles Mögliche getan wird.“ – so lassen sie sich im dortigen Interview zitieren. Das mögliche reicht offensichtlich nicht, versuchen wir also das unmögliche! Können Sie sich vorstellen, wie zynisch diese Worte im Ohr klingen, wenn der Arbeitstag am Montag im neuen Jahr am Bahnsteig in Offenau so beginnt? Und dies nach einem ganzseitigen, großen Jahresinterview („Alles wird Gut?“). Kann es sein, dass einer, zwei oder mehrere kranke Lokomotivführer verhindern, dass millionenschwere Investitionen in einen zuverlässigen Nahverkehr mit Frust verpuffen? Was läuft da falsch in der (Personal-) Politik? Keiner wirklich zuständig? Wie kann das abgestellt werden? Haben Sie und der Verkehrsminister (vor der Bahn? vor den Verhältnissen?) kapituliert? Gäbe es dann nicht für die Bahnnutzer ehrlichere Konsequenzen?
Wir brauchen rasche und nachhaltige Lösungen! Die Zugausfälle sind Ergebnis einer falschen, angeblich auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Verkehrspolitik. Man kann nicht ungestraft neue Anbieter per Ausschreibungsprozedere installieren, ohne zu berücksichtigen wie die notwendigen Fahrzeugführer sozial abgesichert und (Anbieter übergreifend) motiviert bleiben, für ihren Job. Nahverkehr ist kein (profitorientiertes) Geschäftsfeld wie jedes andere. Nahverkehr ist notwendige Daseinsvorsorge, die funktionieren muss. Vor allem, wenn mann/frau im wirtschaftsstarken Landkreis Heilbronn pünktlich zur Arbeit erscheinen muss. Der ideelle Schaden, der durch den Anbieterübergang hier an der Stadtbahntrasse Nord und in der Region angerichtet wurde ist nicht akzeptabel. Ich fordere Sie auf, zu Handeln und zwar nicht nur medienwirksam in gut geheizten Redaktions- und Behördenstuben, sondern so, dass die Menschen auf den ungeheizten Bahnsteigen und Bushaltestellen Verbesserungen spüren.
Forderungen u.a.:
Sozial abgesicherte und mit den Gewerkschaften abgestimmte Betriebsübergänge nach Anbieterwechsel!
Schaffung eines regionalen, kommunalen Eigenbetrieb/Zweckverband, der ÖPNV – Verkehr „ganzheitlich“ anpackt und ermöglicht. Der HNV ist als Verkehrsverbund unbrauchbar für die Problemlösungen und ein unbrauchbares Stückwerk.
Es kann nicht sein, dass das einzig zuverlässige beim HNV die alljährliche Gebührenerhöhung ist.
Mit frustrierten (und trotzdem für den ÖPNV kämpferischen) Grüßen
Johannes Müllerschön
Obige Mail ging an
An den Landesverkehrsminister Winne Hermann,
an Herrn Landrat Detlef Piepenburg,
cc an die beiden weiteren Aufsichtsratsmitglieder für den Landkreis im HNV, die Herren Ralf Steinbrenner und Norbert Heuser; an die Bürgermeister in Offenau und Gundelsheim (betroffene Anliegergemeinden); an den GF des HNV, Herrn Gerhard Gross zur Weiterleitung und mit der Bitte um Abhilfe, an den vcd und Hg S21, als Aktivisten und effektive Bündnispartner für einen besseren Nahverkehr, an die Medienprofis Reto Bosch (H St) und Wolfgang Köhler (SWR).
Zum besagten Interview in der Heilbronner Stimme geht es hier lang. (jom)