Stellungsnahme und (Teil-) Antworten zum Schwarz Projekt Campus auf der Oberen Fundel in Bad Friedrichshall Kochendorf

Während am 15.1.21  die Frist zur Abgabe von Stellungsnahmen in der „frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung“ endete, werden bereits handfeste Fakten geschaffen. Die Heilbronner Stimme berichtete. Johannes Müllerschön (Regionalrat für DIE LINKE im Regionalverband Heilbronn-Franken) hat am 14.1.21 folgende Stellungsnahme zu dem Mammutprojekt abgegeben:

Hiermit erhebe ich Einwendungen gegen den „Bebauungsplan 25/8 Obere Fundel“ in Bad Friedrichshall Kochendorf, im Zuge der „frühzeitigen?“ Bürgerbeteiligung. Das Vorhaben, insbesondere das

Sondernutzungsgebiet Dienstleistungen (SPC=Schwarz Projekt Campus) ist überdimensioniert, flächenverzehrend, unsozial, naturschädigend und verkehrsanschlusstechnisch völlig unsicher und unausgegoren und für die öffentliche Hand auch viel zu teuer. Die Planungen stammen aus Vor-Corona Zeiten und berücksichtigen nicht die dramatischen Klima- und Umweltbedenken der jüngsten Zeit, auch in Richtung Flächenverbrauch und Veränderung der Arbeitswelt. Auch angeführte soziale und arbeitsmarktpolitische Gründe für das Projekt überzeugen nicht, wenn eine Gesamtbetrachtung angestellt würde über die Auswirkungen von Zentralisierung und Digitalisierung im Lebensmittel Einzel- und Großhandel, wie sie von so einem Projekt zu erwarten sind. Es wird mit diesem Projekt letztendlich nicht mehr und bessere Arbeitsplätze im Lebensmitteleinzelhandel geben, sondern weniger.

Die verkehrliche Belastung durch das geplante Sondernutzungsgebiet für die B 27 (in Richtung Mosbach und in Richtung Heilbronn) sowie insgesamt im nördlichen Landkreis ist so wie geplant unakzeptabel und für Bewohner wie für zukünftige dort Beschäftigte nach jetziger Planung und Dimension nicht händelbar (Dauer-? Staugefahr).

Ich fordere Gemeinderat und Gemeindeverwaltung von Bad Friedrichshall auf, im Rahmen des laufenden Bebauungsplanverfahrens realistische Alternativen zu dieser Steigerung des Verkehrswahnsinns, entlang der B 27, ernsthaft zu prüfen. Als Anlieger an der (B 27) Ortsdurchfahrt durch Offenau bin ich direkt betroffen.

Damit denke ich an folgende Alternative:

Statt Neubau von 5 000 (im Endausbau) Parkplätzen (und damit die eingeplanten Pendlerströme) – Arbeit und Wohnen speziell bei diesem Projekt „Obere Fundel“ (zumindest zum Teil) räumlich zusammenführen. Die beiden Gebäudekomplexe 5+6, (die erst im 2.Bauabschnitt vermutlich ab 2026 gebaut werden sollen) noch umbeamen von Gewerbe auf verdichtete Wohnbaufläche! Schaffung von ca. 1000 Wohneinheiten (statt 1500 Büroarbeitsplätzen) mit einer solchen Maßnahme!

Konkret bedeutet dies, die Flächen für die Komplexe 5+6 werden aus dem Sondernutzungsgebiet rausgenommen und umgewandelt in Wohnbaufläche (oder Mischgebiet, um urbanes, vielfältiges Wohnen zu ermöglichen). Die ursprünglichen Grundstückseigentümer werden dafür entsprechend „nach“ entschädigt.

Ich fordere Sie hiermit auf, diese Alternative in der „frühzeitigen“ Bürgerbeteiligung ernsthaft zu erörtern. Es bedarf im nördlichen Landkreis dringend zusätzliche bezahlbare Mietwohnungen, nicht zuletzt durch die teils erfreuliche Zunahme von Arbeitsplätzen. Wer Menschen mit Jobverlagerungen und neuen Jobs in die Region lockt, hat auch Verantwortung für eine bezahlbare Wohnung in Arbeitsnähe.  Die so entstehenden 1000 Wohneinheiten und die entsprechenden Belegungsrechte könnten sich wie folgt aufteilen:

  1. Drittel: „Werkswohnungen“ für den IT Campus. Belegungsrechte bei der Schwarz Gruppe. Berücksichtigt werden sollen dabei aber nicht nur Inhaber von „hochqualifizierten IT Arbeitsplätzen“. Auch die in der Schwarz-Gruppe so beliebten, teils externe „geringfügig Beschäftigten“ im Reinigungsbereich, im Betriebsrestaurant, im Facility und Security Bereich sollen hier berücksichtigt werden, wie auch die oft schlecht bezahlten Erzieherinnen in der großen Kita.
  2. Drittel; „Freier Wohnungsmarkt“. Belegungsrechte (ev. auch Verkauf als Eigentumswohnungen) am freien Wohnungsmarkt.
  3. Drittel: „bezahlbarer und staatlich geförderter Mietwohnungsbau“ mit teilweisem Belegungsrecht für die Gemeinde und soziale Bauträger.

Wie lässt sich in der Bauleitplanung eine solche innovative und inclusive Wohnbauentwicklung auf der Oberen Fundel festschreiben und rechtssicher vorplanen?

Sehr geehrte Damen und Herren,

ein Großprojekt wie der Schwarz Projekt Campus auf der Oberen Fundel bedarf heutzutage soziale Leitplanken und auch einen konkreteren Nutzen für das Gemeinwohl. Stand heute sehe ich weder diese Leitplanken, noch den Nutzen fürs Gemeinwohl. Da ist ein Nachjustieren dringend nötig.

In diesem Sinne freue ich mich über auf eine faire Erörterung, auch von Alternativen an der Oberen Fundel und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Johannes Müllerschön

P.S.: Da wir bis heute keine Antwort auf unsere 20 Fragen (gestellt im Dezember2020) erhalten haben, werden diese Fragen hier einfach zur Erläuterung und zur Begründung an diese Einwendung angehängt.

In der Zwischenzeit sind (Teil-) Antworten der Stadtverwaltung (nicht von der Schwarz Gruppe) eingegangen. Im Zuge einer öffentlichen und transparenten Erörterung, dokumentieren wir dieselben (eingefügt als graue Kästen in den Fragenkatalog, der bereits vorab am 15.12.21 gestellt wurde.


2 Kommentare zu „Stellungsnahme und (Teil-) Antworten zum Schwarz Projekt Campus auf der Oberen Fundel in Bad Friedrichshall Kochendorf”

  • Werner Schmitt sagt:

    Die Stadtverwaltung, allen voran der immer einstimmige Gemeinderat, Bürgermeister Frey und meist auch die Baufirma Neufeld sehen augenscheinlich Bad Friedrichshall als ihr Eigentum an an erstellen immer neue Baugebiete, bis der letzte Meter Boden zubetoniert ist. In einer gegenüber den bisherigen Einwohnern noch nie dagewesenen Arroganz und Rücksichtslosigkeit. In wenigen Jahren sind das Betonruinen und die Bewohner zahlen dann einen sehr hohen Preis für demolierte Strassen. Um die kann sich dann der Nachfolger des Bürgermeisters kümmern. Geld frißt Hirn, war schon immer so.

  • Herzlichen Dank für den wertvollen Artikel! Sehr schön Blog.

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