„Spatenstich“ für die Wiederinbetriebnahme der Zabergäubahn in Leonbronn

Der Festplatz in Leonbronn war bestens vorbereitet, Strahlendes Wetter und zünftige Musik umrahmten die Feier. (Bild: KW)

In Leonbronn fand am Sonntag Vormittag eine eindrucksvolle Veranstaltung zur Einweihung des Rollschemeldenkmals statt. Mit guten Reden und zünftiger Musik wurde anlässlich des 125. Geburtstages der Zabergäubahn daran erinnert, dass die Zukunft angesichts der Verkehrswende auch hier bald beginnen muss. Anwesend unter den Gästen waren unter den knapp 100 Menschen auch Vertreter dreier Zabergäugemeinden (Zaberfeld, Pfaffenhofen und Güglingen). Entschuldigen lies sich der baden-württembergische Verkehrsminister

Winfried Hermann, der erst vor kurzem in Brackenheim seine Zustimmung und Unterstützung der Reaktivierungspläne (auch dem Vorstand der BI Zabergäubahn in einem 1 stündigen Gespräch) erläuterte. Anwesend und interessiert zuhörend waren auch die vier BundestagskandidatInnen des Wahlkreises Neckar-Zaber Thomas Utz (SPD), Lars Schweizer (Grüne), Marcel Distl (FDP) und Emma Weber (LINKE). Mit dem Fahrrad angereist kam Bürgermeister Heckmann aus Güglingen und auch Konrad Wanner, Direktkandidat der Linken aus dem Wahlkreis Heilbronn kämpfte sich in einer sportlichen Sonntagmorgentour, ohne elektrische Unterstützung von Heilbronn aus hoch ins Obere Zabergäu.

125 Jahre Zabergäubahn mit Rollschemelhistorie im Telegrammstil. (Bild: KW)

Auf wetterfesten Infotafeln wurde der historische und technische Hintergrund sowohl der Zabergäubahn, wie auch des Rollschemeldenkmals erläutert.

Gemeinschaftsarbeit. Entstehung des Denkmals, vom „Schrotthaufen“ zum Schmuckstück für Transformation. (Bild: him)

Ja, es wurden gute Reden gehalten. Beispielhaft drucken wir die Rede von Jürgen Wiethe aus Leonbronn (Sprecher des AK Rollschemeldenkmal) ab, die uns im Wortlaut vorliegt:

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste, ich darf Sie heute im Namen der Arbeitsgruppe Rollschemel recht herzlich begrüßen.

Wir wollen uns hiermit ausdrücklich bei Frau Bürgermeisterin Diana Kunz und der Gemeinde Zaberfeld bedanken, die uns diesen schönen Platz zur Verfügung gestellt hat.

Trotz Widerständen im engeren Umfeld, ist es uns gelungen, ein Rollschemeldenkmal zum 125jährigen Jahrestag zu errichten und trotz Corona fertigzustellen.

Ein Jahr lang waren Johannes Müllerschön, Siegfried Götz, Peter Kochert, Hans-Joachim Knupfer und ich mit Planung, Gestaltung, Transport und Spenden sammeln damit beschäftigt, ein schönes und würdiges Denkmal zu erstellen.

Mein besonderer Dank gilt der Firma Schunk, Herrn Andreas Müller und Alexander Berg mit den Lehrlingen und der Kaywaldschule, Herrn Thomas Wörner mit seinen Schülern.

Sie alle haben den Rollschemel, der Jahrzehnte in Talheim im Steinbruch lag, sowie die Achse fachmännisch restauriert.

Bedanken möchten wir uns auch bei den Firmen für die Sachspenden und Dienstleistungen und den Helfern.

Für die Baggerarbeiten hatte sich die Firma Ralf Ohm aus Zaberfeld  bereit erklärt.

Die Firma Natursteinwerke Anton Wachauf in Mühlbach stiftete uns die Sandsteinmauer und den Schotter für die Gleise.

Bildhauer Reiner Keller aus Ochsenburg hat Die Inschrift 125 Jahre Zabergäubahn in die Sandsteinmauer gehauen.

Die Schlosserei Fritz Fender aus Brackenheim schweißte für uns die Rahmen für unsere Infotafeln.

Die Werbefirma „Die Bastler“ von Juliane Heine-Winkler aus Ochsenburg beschriftete den Rollschemel und gestaltete die Infotafeln mit.

Dieter Brodbeck sägte uns aus Holzbohlen die Transportsicherungen für Rollschemel und Achse zu.

Und nicht zu vergessen, Herr Erich Gansohr, der die schwerste Arbeit hatte. Er hob den Rollschemel und die Achse, mit fast 3 Tonnen Gesamtgewicht, mit seinem Gabelstapler auf die Gleise und sicherte die beweglichen Teile mit Schweißpunkten.

Ich möchte hier aber auch meiner Familie danken, meiner Frau Erika, die fast zur Sekretärin wurde, meinem Sohn Frank und meinen Enkeln Lukas und Robin, die die schweren Sandsteine holten und auch setzten und der Oma und dem Opa Nachhilfe am Computer gaben.

Vielen Dank auch dem Musikverein Zaberfeld, der uns heute musikalisch begleitet.

Dies alles wäre nicht möglich gewesen ohne die großen und kleinen Spenden von Privat- und Geschäftsleuten.

Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Spenden in Coronazeiten nicht selbstverständlich sind.

Zum Schluß unserer Spendenaktion hat die Voba Brackenheim uns einen vierstelligen Betrag zukommen lassen.

Den Überschuß der Spenden wollen wir aufteilen.

Den Großteil bekommt die Kaywaldschule Lauffen. Einen Teil der neue Naturkindergarten Zaberfeld und einen kleinen Betrag der Musikverein Zaberfeld.

Es war aber nicht nur die Historie oder der soziale Zweck, der die Spender ermutigte, sondern auch das Bestreben die Zabergäubahn wieder zu aktivieren.

Oft war der Tenor, wann kommt sie endlich!! Wie lange braucht die Standardisierte Bewertung noch??

Fast alle Parteien haben die Zabergäubahn in ihrem Programm und werben damit fürs Klima. Nach der Wahl werden wir sehen, wie ernst sie das meinen.

Starker Auftritt der LINKEN im Oberen Zabergäu. Als einzige Partei waren wir gleich mit beiden Bundestagskandidaten bei der Jubiläumsfeier in Leonbronn mit dabei. Das macht Sinn, schließlich soll die reaktivierte Strecke das Zabergäu mit Heilbronn verbinden.  Die S – Bahn kommt ins Zabergäu – und DIE LINKE hilft dabei. (Bild: jom)

Viele Menschen im Zabergäu schwelgen immer noch in Erinnerungen, als sie als Jugendliche noch mit der Bahn fuhren.

Deshalb will ich Ihnen hier eine kleine Anekdote vortragen:

„Nach dem Krieg gab es im Zabergäu wenig Arbeit, und so fuhren die Leute mit der Dampflok Rosa nach Lauffen und von dort aus nach Stuttgart oder Heilbronn zum Arbeiten.

Eines Montag morgens kam Walter Kenngott, der in Stuttgart als Zimmermann arbeitete, mit seiner schweren Aktentasche im Eilschritt zum Leonbronner Bahnhof. Viele kannten ihn noch als Vorstand vom Fußballverein SV Leonbronn.

Im angehängten Raucherwaggon waren alle Fenster zum Lüften geöffnet.

Die Lok war bereits schon in Bewegung und die Fahrgäste am Fenster riefen : „Walter, schmeiß dei Dasch zum Fenster rei und spring uff.“ Mit voller Wucht warf Walter die schwere Tasche, die gefüllt war mit Brot, Trinken, Grieben- und Leberwurst, zum offenen Fenster hinein. Die Kollegen am Fenster fingen die Tasche jedoch nicht auf, sondern zogen die Köpfe ein. Walter Kenngott sprang auf den Zug auf und lief zum besagten Fenster und rief: „Wo isch mei Dasch?“ Auf der anderen  Seite sagte ein Fahrgast, bei dem das Fenster ebenfalls geöffnet war: „Die isch grad zom Fenschter naus gflogen.“

Dieses Denkmal soll auch an alle erinnern, die sich für die Zabergäubahn eingesetzt haben und sich bis zum heutigen Tag für die Wiederinbetriebnahme einsetzen.

Ich bin kein Freund von symbolischen Aktionen, indem man mit einem Spaten Erde in die Luft wirft. Aber für unsere Arbeitsgruppe ist diese Einweihung der symbolische Akt und der Spatenstich für die Wiederinbetriebnahme der Zabergäubahnstrecke.

Zum Schluß möchte ich mich bei Herrn Hans-Joachim Knupfer bedanken. Er hat uns von der Bürgervereinigung Bottwartalbahn den Rollschemel als Dauerleihgabe überlassen.

Er schrieb schon vor 25 Jahren zum 100jährigen Jubiläum ein Festheft       „100 Jahre Zabergäubahn“.

Zusammen mit Wolfram Berner schrieb er dieses Jahr im August einen 4seitigen Artikel zur Zabergäubahn im „Eisenbahner-Kurier“. Dieser Artikel liegt hier vorne aus und kann mitgenommen werden.

Hans-Joachim Knupfer ist seit Jahrzehnten der Zabergäubahn verbunden und stand uns stets mit Rat und Tat zur Seite. Er ist ein Fachmann in Sachen Schienenverkehr und für uns ist er der „Vater“ des Rollschemeldenkmals und deshalb gebührt ihm am heutigen Tage auf Wunsch der Arbeitsgruppe das Schlußwort.

Herzlichen Dank, dass Sie alle mit ihrer Anwesenheit diesen Tag würdigen.

Die Positionen der demokratischen Bundestagsparteien zum Thema Mobilität der Zukunft, sind Dank dem MOBI Netzwerk Heilbronn-Franken, an dem sich auch der Verein Zabergäubahn beteiligt hier nachsehbar. Es handelt sich um die Aufzeichnungen zweier Podiumsdiskussionen.

Hier für den Wahlkreis Neckar-Zaber

und hier für den Wahlkreis Heilbronn. (jom)

 


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