Nachlese zu den Bürgermeisterwahlen in Obersulm

Das“Corpus delicti“ – eine Anzeige zur Bürgermeisterwahl in Obersulm.

Schon bei den Kreistagswahlen zeigte sich die Heilbronner Stimme sehr Bürgermeisterfreundlich. Während alle KreistagskandidatInnen 6 Wochen vor den Wahlen keine Leserbriefe mehr schreiben durften, genossen auch die Bürgermeister im Landkreis die fürs Kreistagsgremium kandidierten erhöhte Medienpräsenz im Zuge der Gemeinderatswahlen. Obwohl die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen im Zuge der Gemeinderatswahlen gar nicht zur Wahl standen, standen sie doch bevorzugt in der Zeitung, natürlich überwiegend mit ihren guten Taten.

In Obersulm wurde am 7.Juli ein neuer Bürgermeister gewählt, es wurde ohne (offiziellen) Gegenkandiat der alte. Allerdings verweigerten dem Rathauschef ca 200 WählerInnen aus Obersulm dem Bürgermeister ihre Stimme, indem sie den urGrünen Armin Waldbüßer wählten. Obwohl demokratisch und zulässig gab es dafür von der Heilbronner Stimme heftige Kritik.

Der Leserbrief von Johannes Müllerschön, der sich mit dieser Kritik befasste wurde (Stand 24.7.19) bisher nur im Sulmtal.de veröffentlicht.

Demokratie oder „Kopfschütteln“?

Zur Demokratie gehören Wahlen und zu Wahlen gehört Auswahl. Diese Auswahl ist bei Bürgermeisterwahlen, bei Wiederantritt des Amtsinhabers oft nicht gegeben. Dort schleicht sich dann eine 30% Demokratiementalität ein, nicht nur bei den wiedergewählten, oft selbstgefälligen Rathauschefs („das ist doch eine breite Zustimmung …“) , sondern auch bei den kommentierenden Medien. Armin Waldbüßer hat da in seinem Geburts- und Wohnort Obersulm viermal mittels Gegenkandidaturen dagegengehalten. Dieses Mal hat er sich anders entschieden und mit „offenem Visier“ (namentliche, harmlose Anzeige im Sulmtal.de) den WählerInnen ein demokratisches Angebot unterbreitet. Das sei „Revoluzzertum“ und „kopfschütteln“ wird ihm daraufhin vorgeworfen. Ich halte „Revoluzzertum“ in Zeiten von trägen und leider oft uneffektiven Verwaltungsapparaten für angemessen. Kritik an Verwaltungschefs egal ob in den Rathäusern oder sonstwo ist keine Majestätsbeleidigung, sondern ist konstruktiv und kompetent vorgetragen – Motor der Geschichte. Wahlanzeige und Wahlempfehlung sind weder ein „grobes Foul“, noch Befriedigung des eigenen EGO. Die Überschrift in der heutigen Kreisrundschau „Ein paar Minuten für die Demokratie“ erzeugt bei mir allerdings kopfschütteln. Ich will eine 100% Demokratie und zwar 24 Stunden lang an 7 Tagen die Woche. Nicht nur an Wahltagen und in (Kommunal-) Parlamenten , sondern auch im Alltag.

Johannes Müllerschön, Offenau

 


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