Stolpersteine in Weinsberg verlegt

Auf Initiative der Weinsberger Hobbyhistoriker Holger Wahl und Simon Bendel wurden in Weinsberg 8 Stolpersteine vom Künstler Gunter Demnig verlegt. SchülerInnen übernehmen die Patenschaften. Einen Bericht der Stimme folgt unten, Infos zu den Hobbyhistorikern findet ihr hier: Weinsberg Damals – Geschichten der Stadt Weinsberg (weinsberg-damals.de)
 
Mehr zum Künstler hier: START (stolpersteine.eu)
 
Als LINKE Fraktion haben wir uns für die Genhemigung eingesetzt und 250 Euro von Fraktionsgeldern gespendet. Stadt Weinsberg erhält Stolpersteine – STIMME.de

Bericht der Heilbronner Stimme:

13 Stolpersteine erinnern in Weinsberg und Obersulm an ermordete oder vertriebene jüdische Bürger

Weinsberg/Obersulm  Stolpersteine in Gehwegen in Obersulm und Weinsberg sind sichtbare Zeichen gegen das Vergessen.

Von Margit Stöhr-Michalsky

 

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13 Stolpersteine erinnern in Weinsberg und Obersulm an ermordete oder vertriebene jüdische Bürger

In der Weilerstraße in Affaltrach setzt Gunter Demnig für die jüdische Familie Levi Stolpersteine in den Gehweg .Der Initiator der Stolpersteine, Gunter Demnig, nimmt die Zementspachtel in die Hand, füllt die Zwischenräume der zwei Kilo schweren Quadersteine und streicht sie glatt. Vier Steine setzt er auf den gepflasterten Gehweg vor der ehemaligen Stadtmühle in der Kanalstraße in Weinsberg, vier weitere in der Bahnhofstraße, den letzten Wohnorten der jüdischen Familien Thalheimer.

Emigriert oder ermordet

Die Stolpersteine erinnern an Alfred und Martha Thalheimer mit ihren Kindern Fritz und Nelly, die 1934 in die USA emigrierten. Sie erinnern ebenfalls an Hirsch und Bertha Thalheimer, die deportiert und in Theresienstadt ermordet wurden. Sie erinnern an Gertrud und Klara Thalheimer, die in Riga ermordet wurden. Durch das Zeitzeugenprojekt „Weinsberg 1933 – 1945“ von Volker Wahl, Simon Bendel und Moritz Kuhn aus Weinsberg mit den über 50 gefilmten Interviews mit Weinsberger Bürgern erfuhren die Autoren auch von den beiden jüdischen Familien. Die Idee der Stolpersteinverlegung in Weinsberg formte sich. 2019 erfolgte hierfür die Entscheidung im Gemeinderat.

Schuldirektor Jürgen Kovács: „Wir appellieren niemals wegzuschauen, wenn Unrecht geschieht“

Bereits 2009 hatten in einer Arbeitsgemeinschaft engagierte Schüler des Justinus-Kerner-Gymnasiums (JKG) an die Verlegung von Stolpersteinen gedacht. Ihr Anliegen entstammte aus einer konzipierten Wanderausstellung über die Zeit des Nationalsozialismus in der Region, die in Schulen, Jugendhäusern und Rathäusern gezeigt wurde. 2007 erhielt das JKG die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Seit 2018 ist es Weltethos-Schule. Schuldirektor Jürgen Kovács betont bei der Stolpersteinverlegung: „Wir leben diese Aufgabe und wir appellieren niemals wegzuschauen, wenn Unrecht geschieht.“

Bürgermeister Stefan Thoma sagt: „Die Stolpersteine regen zum Innehalten an“, gleichzeitig seien sie Aufforderung, das Bewusstsein für die Vergangenheit, für ideologische Verblendung und einhergehende unmenschliche Taten aufrecht zu erhalten. Der evangelische Dekan Matthias Bauschert spricht für die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Weinsberg. „Stolpersteine geben Menschen, die zu Nummern gemacht wurden, ihren Namen zurück.“ Auch er mahnt, heute die Augen nicht vor Ausgrenzung und Hass verschließen. Schülergruppen der Abiturklasse am JKG und der Abschlussklassen an der Weibertreuschule tragen ausgewählte Gedichte zum Thema „Sehnsucht und Verlust der Heimat“ vor sowie kurze Biografien der Familien Thalheimer. Jonas Eiselen von der städtischen Musikschule begleitet auf der Bratsche.

Begreifbarer Lernorte geschaffen

13 Stolpersteine erinnern in Weinsberg und Obersulm an ermordete oder vertriebene jüdische Bürger Schüler legen vor der ehemalige Stadtmühle in Weinsberg weiße Rosen nieder. Fotos: Stöhr-MichalskyMit den Geschichtslehrerinnen Rita Gold und Victoria Bernus, den Schul-Sozialarbeiterinnen Lena Freyer und Gaby Heiss hatten sich die Schüler auf dieses Thema vorbereitet. „Wir wollen bei den Steinen einen begreifbaren Lernort schaffen“, sagt Rita Gold.

Zweite Stolpersteinverlegung in Obersulm

Die Klarinette von Achim Derzenbach ertönt an der ehemaligen Synagoge in Obersulm-Affaltrach. Hier verlegt Gunter Demnig fünf Stolpersteine. Sie erinnern an die jüdischen Mitbürger Hugo Levi, Cilli Levi, Fanny Flora Levi, Moritz Max Levi und Lina Ronny Levi, die von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurden oder emigrieren mussten. „Marc Levi aus Baltimore, der Enkel von Cilly Levi, der schon zweimal in Affaltrach war, kann aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen“, informiert Heinz Deininger, Vorsitzender vom Freundeskreis ehemalige Synagoge Affaltrach. Es ist nach 2014 die zweite Stolpersteinverlegung in Obersulm, wieder auf Initiative des Vereins.

Das Haus „Boger“ in der Unteren Gasse 5 wird demnächst abgerissen und neu erbaut. „Daher werden wir die vier Stolpersteine vor diesem Haus nur symbolisch verlegen und in die ehemalige Synagoge tragen“, informiert Heinz Deininger. Dort lesen Schülergruppen des Paul-Distelbarth-Gymnasiums, der Obersulmer Realschule und der Michael-Beheim-Schule die Biografien der jüdischen Familien vor. „Mich hat diese Aktion interessiert, ich wollte deshalb dabei sein und einen Text lesen“, meint Nico Kral von der Realschule Obersulm.


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