Streckenbegehung im Zabergäu

Die gelungene Aktion am 25.2.12 im Zabergäu machte mich neugierig. Angedacht und durchgeführt als eher symbolischer Akt zur Wiederbelebung der Zabergäubahn, zeigte die große öffentliche Resonanz, dass örtliche Selbsthilfe träge Kommunal- und Verkehrspolitik in Schwung bringen kann. Während im Kreistag und auf manchen Rathäusern im Zabergäu Fensterreden gehalten werden, griffen über 60 Zabergäuer beiderlei Geschlechts zur Astschere und dokumentierten so ihren festen Willen eine Zabergäubahn wieder auf die (noch freizumachenden) Schienen zu stellen. Schmerzhaft und so offensichtlich konnte bei der Aktion erkannt werden, wie eine falsche Verkehrspolitik (Priorität Auto) zu einem verantwortungslosen Umgang mit öffentlichem Eigentum führt. Mit jeder Vegetationsperiode leidet das Gleisbett der Zabergäubahn, die Infrastruktur verlodert und verkommt. Dem wirkten die Aktivisten ganz pragmatisch entgegen. Selbst ich bekam in den zwei, drei  Stunden den Eindruck, dass ich mit meinem Gartenwerkzeug für die Wiederbelebung der Zabergäubahn mehr erreichen kann, wie mit dem einen oder anderen scharfen Debattenbeitrag im Kreistag.

So motiviert, nutzte ich am 9.3. einen persönlichen Wandertag zur Streckenbegehung von Lauffen bis nach Weiler an der Zaber. Um 8.37 Uhr startete ich beim Lauffener Bahnhof und stellte erstmal fest, dass dort immer noch 3 Gleise liegen und intakt genutzt werden können, egal ob für eine Stichbahn ins Zabergäu, oder aber für eine Stadtbahn S 3 die dann bis Heilbronn, oder sogar bis Neckarsulm durchfahren soll. Durchs Lauffener Industriegebiet fand ich denn auf Höhe des Ausbildungszentrums der Firma Schunk den Abzweig ins Zabergäu und stellte fest, dass dort nur eine Weiche fehlt, um das Zabergäu sinnvoll an den Schienennahverkehr anzuschließen. Mit einem Beschäftigten, der gerade seine Frühstückspause in der Morgensonne genoss kam ich ins Gespräch. Er erlebte als Kind den (Um-)Bau der Zabergäubahn von Schmalspur auf Normalspur und erzählte, dass er wegen dem enormen Autoverkehr lieber und schneller mit dem Fahrrad zu seinem Wohnort Güglingen fährt.

Nach dem Ortsausgang von Lauffen konnte ich Spuren der oben beschriebenen Aktion Schiene frei ins Zabergäu beobachten. Die Strecke ist auf einigen hundert Metern frisch befreit von Brombeeren  und anderem Bewuchs. Reisighaufen zeugen vom Schweiß der Naturschützer. Auf dem weiteren Weg nach Meimsheim ist allerdings auch auf einigen weiteren Kilometern sichtbar, was passiert, wenn nichts passiert. Die Strecke wächst zu, die Natur holt sich schnell zurück, was ihr vom Menschen genommen wurde. Allerdings um den Preis, dass Sie im Zuge von im Zabergäu geplanten Ortsumgehungsstraßen weitere Fläche verliert.

In Meimsheim angekommen, ist der Schienenstrang erstmal bei einem Bahnübergang unterbrochen. Ca 10 Meter Schiene mit samt Eisenbahnschwellen liegen daneben. Beim fotografieren des denkwürdigen Schildes „Bahnübergang freihalten“ komme ich mit einer Einwohnerin ins Gespräch, die sich beklagt, dass der Bahnabschnitt weder vom Eigentümer Bahn, noch von der Gemeinde gepflegt und zurück geschnitten wird.

In Brackenheim zeugt ebenfalls ein großer Reisighaufen von der Aktion der Freunde der Zabergäubahn von vor 14 Tagen. Überhaupt gibt es viele Helfer, die die Strecke zumindest zum Teil freihalten. Ob anliegende Landwirte, Kleingärtner und andere Grundstücksbesitzer, vielleicht sogar auch  die eine oder andere Gemeindeverwaltung und ihre Bauhofmitarbeiter, viele Reisighaufen an der Strecke zeigen, dass die Zabergäubahn nicht in Vergessenheit geraten soll und vor dem Verfall geschützt wird. Natürlich gibt es auch andere Beispiele, wie wir noch sehen werden. Im Eingangsbereich des Kreiskrankenhauses nutze ich nach zweieinhalb stündiger Wanderung das erste Bänkle seit Lauffen, das mich zur Mittagspause und zum Rucksachvesper einladet. Dort treffe ich auch einen ortskundigen Mitwanderer und Naturfreund, der mich bis zur Tagesetappe in Weiler begleitet.

Auf freier Strecke zwischen Brackenheim und Frauenzimmern. Dieses Großtranparent sieht man sehr gut auch von der Kreisstraße zwischen Frauenzimmern und Brackenheim. Fotos:pkAuf freier Strecke zwischen Brackenheim und Frauenzimmern. Dieses Großtranparent sieht man sehr gut auch von der Kreisstraße zwischen Frauenzimmern und Brackenheim. Fotos:pk

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In Höhe des Industriegebietes bei Frauenzimmern wurden die Schienen komplett entfernt.

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Hinter dem Neubaugebiet in Frauenzimmern liegt mancher Unrat auf den Gleisen, hier haben auch manche Anlieger ihre Grundstücke bis zu den Gleisen mit Erde aufgeschüttet.

In Güglingen und Pfaffenhofen scheint es besondere Begehrlichkeiten, auch auf die Strecke und das Gelände der Zabergäubahn zu geben. In Güglingen wurden die alten Gleise wohl schon von der Gemeinde entfernt, als dort ein Teil der Bahnstrecke als Bauhof genutzt wurde. Sowohl in Brackenheim wie in Güglingen wurden die Bahnhöfe privatisiert, sie werden heute als schmucke Wohnhäuser benutzt. Während in Brackenheim jedoch die Schienen noch am Bahnhof vorbeiführen, sind diese in Güglingen entfernt worden und der Bahnhofsvorplatz wurde eingeebnet. Ist die Bahnstrecke in Güglingen womöglich schon „entwidmet“? Diese Frage stellt sich auch in Pfaffenhofen, wo es Pläne für eine Umgehungsstraße gibt, die vermutlich mit einer Wiederbelebung der Zabergäubahn nicht kompatibel sind. An der Stelle wird mir dann auch deutlich, dass Astscheren und Gartenwerkzeug allein sicher nicht ausreichen werden, um eine Zabergäu S-Bahn auf die Schienen zu stellen. Ich werde es wohl weiter versuchen mit Anfragen und Redenschwingen im Kreistag, allerdings gefallen mir zusehends vor Ort Termine und pragmatische Lösungen. Im Vergleich zu konservativer Industrieansiedlungs- und Automobilpolitik halte ich eine naturverträgliche, ökologische und ökonomische Entwicklung im Zabergäu für sinnvoller. Deshalb warte ich auf Sie, im Wartehäuschen am Bahnsteig der Zabergäubahn, zur Fortsetzung der Streckenbegehung, von Weiler an der Zaber bis nach Leonbronn, zur vorläufigen Endstation der noch zu bestellenden S 3 ins Zabergäu.

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In Weiler a.d.Z. einzig gut erhaltenes Wartehäuschen an der Bahnstrecke.

Johannes Müllerschön, Heilbronner Kreisrat der LINKEN, im März 2012

Terminankündigung:

Wanderung auf den Schienen im oberen Zabergäu

Wir laden ein:  an alle Interessierten am Samstag den 17.03.2012.

Vom Wartehäuschen am Bahnsteig in Weiler wandern wir gemeinsam mit Kreisrat Johannes Müllerschön ab 10:30Uhr nach Leonbronn bis zur Endstation. Wegstrecke ca.10km. Wir wollen damit ein Zeichen setzen und die Bevölkerung über die Notwendigkeit eines umweltfreundlichen Verkehrsmittel im Zabergäu informieren. Unterwegs besuchen wir das Naturparkzentrum Stromberg-Heuchelberg an der Ehmetsklinge. Kleine Geschichten und Begebenheiten über die Geschichte der Zabergäubahn runden das Programm ab. Die Rückfahrt erfolgt mit dem Bus des ÖPNV. Wer Lust hat kommt zum Abschluss der Wanderung noch mit in einen „Besen“ in Pfaffenhofen. Für die Wanderung empfehlen wir gutes Schuhwerk, Wetterfeste Kleidung und kleine Vesper für unterwegs.

Abfahrt Offenau Bahnhof 9.08 Uhr, zusteigen möglich in Heilbronn Hauptbahnhof 9.26 Uhr, Lauffen (Bus-) Bahnhof Linie: Regionalbus RBS 664 Richtung Ochsenburg Wendeplatte 09:55 Uhr Bstg. Hp2, Ankunft Weiler a.d.Zaber Wartehäuschen an der Zabergäubahn gegen 10.30 Uhr.