5.9.2012 Es ist 21.45 Uhr, ich stehe mit Fahrad in Obersulm Affaltrach am Stadtbahngleis nach Heilbronn. Mit mir warten 4 weitere Fahrgäste. Das beruhigt zunächst, stärkt es doch die Gewissheit, dass man den Fahrplan verstanden hat. Um 21.51 fährt fahrplanmässig die letzte S Bahn aus dem Weinsberger Tal zum Heilbronner Hbf, mit der ich die letzte Bahn nach Offenau um 22.21 Uhr nehmen will. Vorzeitig habe ich die Fraktionssitzung von GRÜNE-ödp-DIE LINKE im Regionalverband Heilbronn-Franken verlassen, wir hatten im Lieblingslokal unseres Fraktionsvorsitzenden, in der Traube in Eichelberg den nächsten Planungsausschuss vorbereitet. Da ich aus familiären Gründen kein Auto zur Verfügung hatte, entschied ich mich für den Selbstversuch per Bahn und Rad. Die Anreise klappte auch ganz gut. Laut Goggle Map sind es vom Bahnhof in Affaltrach nach Eichelberg 4,2 Kilometer. Dass da eine Bergetappe mit 18% Steigung dabei ist , das weiß ich jetzt auch. Am Bahnsteig ist es jetzt 21.51 Uhr und die Bahn kommt nicht. Die teure digitale Anzeige am Bahnsteig zeigt minutengenau die Uhrzeit an. Bis ca 22.10 Uhr wechselt sie minütlich, dann heißt es: „Die S Bahn fällt aus“. Meine 4 Mitwartenden lassen sich so nach und nach per Auto abholen, teils ins Handy schimpfend, teils schweigend. Auf meine Frage, ob das öfter vorkommt, dass eine Bahn ausfällt, bestätigen sie dies. Allein auf dem Bahnsteig mit meinem Fahrrad wird es mir komisch. Von Obersulm-Eichelberg nach Offenau per Fahrrad, bei Nacht in unbekanntem Gelände? Ich rufe an in der Traube, unser Bioobstbauer war mit seinem Lieferwagen da, ob der mich und mein Fahrrad nach Offenau fährt? Pech gehabt, laut Traubenwirt sind die Fraktionskollegen, die per Auto da waren, wohl schon zuhause. Nach Ansätzen von Panik und nach verzweifeltem Studium des Fahrplans merke ich, dass zumindest bis Heilbronn um 22.21 Uhr noch eine S Bahn fahren müßte. Pünktlich um 22.21 Uhr beginnt das digitale Anzeigengerät zu verkünden, dass die Bahn 5 Minuten Verspätung hat. Immerhin, Verspätung ist besser als Ausfall, der Anschluss in Heilbronn ist eh futsch. Aber oh Graus, um 22.26 Uhr erlischt die Verspätungsmeldung. Stupide wird wieder die Uhrzeit minutengenau angezeigt und die Bahn kommt nicht. Nach dem Probeliegen auf der harten unbequemen, mäßig überdachten Wartebank rufe ich meinen Fraktionsvorsitzenden in Willsbach an, ob der mich abholt? Noch während ich mit Ihm telefoniere kommt sie dann doch, die S Bahn nach Heilbronn. Beim Einsteigen mit dem Fahrrad wundere ich mich über einen sehr engen Einstieg und zwei hohe Stufen die ich bezwingen muss. Unglaublich, da haben die Kommunen und der Landkreis die Bahnfahrzeuge bezahlt, die Bahngleise auf das Niveau Ihrer Fahrzeuge mit teuerem Geld angeglichen und dann schiebt die Verkehrsgesellschaft AVG, wenn Sie überhaupt fährt, einfach ihre alten Klöpfer ins Unterland, so wie das die DB schon lange auch im nördlichen Landkreis treibt. Ursprünglich dachte ich, dass mit dem Stadtbahnkonzept auch Druck gemacht werden kann auf den Monopolisten Bahn. Jetzt muss ich mich fragen, ob es nicht umgekehrt so ist, dass sich die AVG ans Niveau des Monopolisten ranmacht. Verlässliche Daseinsvorsorge von Mobilität für die Einwohnerinnen und Einwohner sieht anders aus. Frust und Stressabbau durch körperliche Ertüchtigung kann auf Dauer nicht die Lösung sein. Am 5.9.12 schaffte ich es dann noch vor Mitternacht mit dem Fahrad von HN bis Offenau und bin doch noch todmüde im eigenen Bett eingeschlafen. Da soll einer sagen Kommunalpolitik ist langweilig. (jom)
Selbstversuch: Obersulm-Eichelberg mit Stadtbahn und Rad
16. September 2012
(Nah-) Verkehr, Allgemein, DIE LINKE im Heilbronner Kreistag, Unsere Arbeit im Regional- verband Heilbronn-Franken