Kreisrat Müllerschön am 15.7.13 in Flein zu ÖPNV im Zabergäu – Beerdigung der Zabergäubahn?

Sehr geehrte Damen und Herren,

Das Gutachten zur Zabergäubahn ist uns jetzt fast 5 Monate bekannt, wir haben schon mehrfach nicht öffentlich vorberaten. Die Bürgerinitiative und interessierte Bürgerinnen und Bürger sollten ebenfalls wie die Gemeinderäte eine Möglichkeit der Erörterung erhalten, bevor über Bus oder Bahn beschlossen wird. Die Grundsatzentscheidung fürs Zabergäu Herr Böhringer lautet Bus oder Schiene. Deshalb habe ich den Vertagungsantrag der Grünen zu Beginn der Sitzung unterstützt.

Im ersten Satz der Vorlage 14/2013 wird das Dilemma der Zabergäubahn deutlich. Das Zabergäu ist eben nicht mehr Bestandteil des ÖPNV-Leitbildes des Landkreises aus dem Jahr 1992/93. Anderslautende Sprechblasen helfen da nicht weiter. Der Teilschritt Zabergäubahn wurde durch die Verantwortlichen bereits im Jahr 1995 durch die Duldung der Stilllegung abgehängt. Seither schauen Bürgermeister, Kreisräte und der Landrat tatenlos zu, wie die Natur sich die Strecke zurückholt und das Leitbild ÖPNV im Zabergäu rein wurzeltechnisch unterwandert. Gleichzeitig reifen Pläne, wie per Umgehungsstraßen im Zabergäu neue Schneisen ins Tal gerissen werden. Beim zeitlichen Wettbewerb zwischen Straße und Schiene setze ich gerade im Zabergäu, aber auch in meiner Heimatgemeinde in Offenau ganz klar auf die Schiene.

Ein weiterer Sargnagel an der Zabergäubahn war die Entscheidung die Nord Süd Achse in zwei Teilabschnitte zu untergliedern. Zwar wurde auch die Ost West Achse von Eppingen bis Öhringen in Teilabschnit-ten umgesetzt, aber die Planung und Finanzierung war aus einem Guss.

Anders die Nord Süd Trasse. Mit den Mitteln, die im Zuge der Stadtbahn Nord investiert wurden, hätte sich unter anderen Umstän-den der gesamte Nord Süd Abschnitt von Neckarelz/Sinsheim bis nach Zaberfeld umsetzen lassen. Allerdings hätte dann das Oberzentrum der Region, die eine oder andere Stadtentwicklungs-maßnahme im Heilbronner Industriegebiet nicht mit Nahverkehrs-mitteln finanzieren dürfen. Ok, das ist Schnee von gestern, aber ich halte mobile Daseinsvorsorge wichtiger wie Zubringerdienste für den innerstädtischen Handel des Oberzentrums.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe Einwohnerinnen und Einwohner im Zabergäu,

eine Bahnstrecke lebt (oder ist zumindest noch nicht ganz tot) solange sie noch nicht entwidmet ist. Die Zabergäubahn ist tot krank, ja sie liegt seit Jahren im Koma. Die Wiedererweckung gelingt nur im Schulterschluss zwischen Politik und Bürger und durch gemeinsames Handeln, auch da bin ich mit Ihnen Herr Böhringer einig, beim letzten Satz aber nicht mehr. Wer Bus und Straße priorisiert, bringt die Schiene weiter ins Hintertreffen und das Zabergäu um sein Bähnle.

Noch ein letztes Wort zur „Standardisierten Bewertung“, die hier bei uns angeblich so furchtbar wichtig ist. Herr Lassotta, sie haben hier vor Monaten im Kreistag eine Unterschriftensammlung für Stuttgart 21 durchgepuscht. Wo bitte schön ist den die „Standardisierte Bewertung“ für das wahnsinnige Milliardenprojekt? Es gibt keine.  – Aber uns hier damit drangsalieren wollen, das ist unakzeptabel.

Hier finden Sie den Artikel in der Heilbronner Stimme und können selbst beurteilen was sich von der obiger Rede darin wiederfindet. In der Kommentarspalte dazu finden Sie auch den Redebeitrag dokumentiert, ich lade Sie/Euch  dazu ein, dort zu kommentieren.