Folklore aus Belarus, dargeboten von Profimusikern aus Minsk, erfüllte am vergangenen Mittwoch die Nikolaikirche in Heilbronn. Die Musikgruppe Kressiva gastiert in der Region, eingeladen vom Stettener Manfred Ferch. Seit beinahe 20 Jahren kennt Ferch die Gruppe. Kennengelernt hat man sich bei einer der vielen Hilfsfahrten, die Manfred Ferch organisiert und durchgeführt hatte. Die Atomkatastrophe von Tschernobyl hat den Koch und Konditor seinerzeit hinter den Eisernen Vorhang geführt. Und bei einer dieser abenteuerlichen Fahrten lernte er die Musiker kennen, die ihrerseits Benefizveranstaltungen für Opfer der Katastrophe machten.
Seither gab es viele gemeinsame Veranstaltungen in Deutschland, welche die Weißrussen in ihrer Urlaubszeit wahrnehmen. Neben der humanitären Hilfe ist eine Idee der Musiker, auch die Lieder der verstrahlten Heimat zu bewahren. Die Kultur der evakuierten Region schien mit den Menschen zu verschwinden.
In einer Ausstellung und bei den Redebeiträgen von Pfarrer Ulrich Koring und LINKE-Sprecher Florian Vollert wurde aber auch auf weitere Atomprobleme hingewiesen. In Fukushima war erst vor vier Jahren der Super-Gau und auch in Neckarwestheim gibt es Probleme mit der Entsorgung des radioaktiven Mülls. Während der ausgewiesene Atommüll in Neckarwestheim in Castoren zwischengelagert wird, bis ein Endlager gefunden sein soll, wird freigemessenes Material aus dem Atomkraftwerk auf die Heilbronner Deponie Vogelsang eingelagert. Der überwiegende Teil des GKN 1 wird allerdings gar nicht „entsorgt“, sondern wiederverwertet, als Straßenbelag oder Kochtopf. „Sicherheit durch Transparenz“ ist dabei ein Ansatz, die der ebenfalls anwesenden Landtagskandidaten Johannes Müllerschön (DIE LINKE) einfordert.
Zwar handeln die vorgetragenen Lieder aus Belarus von Liebe und Sehnsucht, der Hintergrund ihres Benefizkonzerts ist aber die harte Realität ihres Heimatlands. Neben Menschen, die an den Spätfolgen der Atomkatastrophe leiden, soll auch ein Waisenhaus von den Spenden profitieren.
Viel Applaus gab es dann auch zum Schluss der Vorstellung, wobei die Musiker etwas mehr Zuhörer verdient hätten. (fv)