Zugegeben, der Spagat zwischen sozialistischem Politikanspruch in der Partei DIE LINKE und einer konkreten, am betrieblichen Alltag orientierten, daher eher pragmatischen Politik als langjähriger Gesamtbetriebsratsvorsitzender eines italienisch/amerikanischen Automobilkonzerns, ist nicht immer einfach und vermittelbar. Oft ist es auch einfach ein Zeit- und Kraftproblem. Seit Anfang Mai kämpfen die Beschäftigten des Iveco Werkes in Ulm und an allen weiteren Standorten in Deutschland gegen geplante Umstrukturierungen im Konzern. Das “gewerkschaftliche und tarifpolitische Flaggschiff” des Konzerns in Deutschland, die LKW Fertigung in Ulm, soll dort geschlossen werden. Zwar soll in Ulm dafür die Brandschutztechnik zentralisiert werden, aber das würde eine eventuelle Kompensation von Arbeitsplätzen für Ulm, wenn überhaupt, zu Lasten von bestehenden Standorten in Weisweil, Görlitz, Graz und anderswo bedeuten. Die betroffenen Belegschaften wehren sich dagegen, noch nicht direkt betroffene Belegschaften erklären sich solidarisch. Zurzeit werden Unterschriften gesammelt „Für eine Zukunft der IVECO Arbeitsplätze in Deutschland und in Europa“ und „Für ein Miteinander ohne Standortkonkurrenz“.
So machte ich mich am Samstag auf nach Frankfurt, zur Großdemonstration gegen die Finanzkrise auch weil ich einen Zusammenhang sehe, zwischen der Finanz- und Wirtschaftskrise und den Auswirkungen (nicht nur) im Fiat Konzern. 65 Solidaritätsunterschriften und viele interessante Gespräche waren das Ergebnis.
Die inhaltlichen Diskussionen rankten sich vom schwarz-rot-goldenen Logo auf dem T-Shirt („So was würde ich nie anziehen!“) bis zur Frage der internationalen Solidarität („Brauchen die in Spanien die Arbeitsplätze nicht dringender als die in Ulm?“) und der Ökologie („Machen nicht schon genug LKWs unsere Umwelt und unser Klima kaputt? Müsst ihr immer noch mehr bauen?“).
Ja, linke, solidarische und internationale Gewerkschaftspolitik ist nicht immer einfach und konfliktfrei. Trotzdem finde ich es richtig mit der Unterschriftensammlung die Auseinandersetzung um Standortkonkurrenz aufzunehmen und die IVECO Belegschaften im Kampf um ihre Arbeitsplätze und Arbeitskonditionen zu unterstützen. Für diese Position habe ich dann doch auch viel Unterstützung bekommen. Im starken Block der LINKEN (Grüne und Piratenfahnen gab es kaum, SPD Fahnen gab es gar nicht) ließ sich dann doch einiges organisieren. So haben bis heute mindestens fünf der sechs MdBs der LINKEN aus Ba-Wü die Unterschriftensammlung unterstützt. Ebenso die Europaabgeordnete Sabine Wils. Sarah Wagenknecht und Katja Kipping konnten von mir zwar nur kurz angesprochen werden, aber zwischenzeitlich liegt Ihnen unsere Unterschriftensammlung digital vor, ebenso dem Europaabgeordneten der LINKEN und IG Metaller Thomas Händel. Ich hoffe noch auf einige prominente digitale Rückläufer.
Es war an diesem Samstag in Frankfurt ein gutes Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen und gemeinsam mit den ca. 30 000 protestierenden Menschen zwischen den Glas- und Konzernpalästen Frankfurts nicht unterzugehen. (jom)
Lieber Kollege, gewerkschaftliche Arbeit und gewerkschaftlicher Kampf war schon immer eine Hauptsäule der linken Arbeiterbewegung – bis heute. Wer einmal die Solidarität im Streik erlebt hat, wird das nie mehr vergessen. Ohne Gewerschaftsarbeit ist die linke Bewegung, auch gerade international, nicht denkbar. Viel Erfolg, Manne Strautmann