„Unhaltbare Zustände“ Online-Vortrag&Diskussion

22. September 2020 

Datum/Zeit
22.09.2020
19:00 - 21:00

Kategorien Keine Kategorien


«Unhaltbare Zustände»
Corona, migrantische Beschäftigte in der Bau-, Fleisch und Landwirtschaft und die Organisation der Unorganisierbaren
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Die Diskussion verfolgen unter: https://www.facebook.com/RLSBW/live. Über den Link kann die Veranstaltung auch im Stream angesehen werden, ohne einen eigenen Facebook-Account zu haben.
Die Diskussion verfolgen und anschließend mitdiskutieren im «Zoom-Meeting». Zu den Einwahldaten geht es hier: https://bw.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/9L2OM/
Für die Video-Diskussion ist eine Dauer von ca. 90 Minuten vorgesehen. Auf Facebook-Live wird nur die moderierte Diskussion zu Beginn gestreamt, nicht die anschließende allgemeine Diskussion, an der sich alle Teilnehmer*innen über Zoom beteiligen können.
Der Meeting-Raum https://us02web.zoom.us/j/87540748078 ist ab 18:50 Uhr geöffnet. (Hinweis: Sie können am «Zoom-Meeting» auch über den Browser teilnehmen, ohne den Client zu installieren, indem Sie die Installationsaufforderung zweimal ablehnen und anschließend die Option «Über den Browser beitreten» wählen; falls Sie Schwierigkeiten haben, versuchen Sie alternativ den Browser «Chrome» zu nutzen).
 
Die zurückliegenden Monate der Corona-Pandemie in Deutschland brachten wiederholt Branchen in die Schlagzeilen, in denen Beschäftigte aus Osteuropa und anderen Regionen einen großen Teil der Arbeitskraft stellen.
Beim Fleischverarbeiter Müller-Fleisch bei Pforzheim in Baden-Württemberg infizierten sich im April 2020 über 300 Beschäftigte. Weitere bedeutende Fälle folgten in der Fleischwirtschaft wie bei Tönnies in Nordrhein-Westfalen. Auch die Landwirtschaft gelangte mit ähnlich gelagerten Fällen in die Schlagzeilen und ebenso die Bauwirtschaft, zum Beispiel in der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart, in der sich zahlreiche Angestellte eines Subunternehmers auf der Baustelle des Projekts Stuttgart 21 infizierten.
In allen Fällen waren die Ursachen der rapiden Virus-Verbreitung ähnlich: beengte Wohnsituation in Massenunterkünften, gemeinsame und zum Teil ungenügende Sanitäranlagen und Sozialräume.
Aber auch über das Problem des mangelnden Infektionsschutzes hinaus, gerieten die Branchen in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, durch die schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhne, der überwiegend migrantischen Kolleginnen und Kollegen. Die Skandale nahmen solche Ausmaße an und erzeugten öffentlichen Druck, der es dem Bundesarbeitsminister Heil ermöglichte oder erzwang ernsthafte Schritte gegen das System der Werkverträge speziell in der Fleischwirtschaft einzuleiten, in der, so die Aussage des Ministers, «unhaltbare Zustände» herrschen.
Für Gewerkschaften und machne Initiativen und Beratungsstellen sind die Zustände in den genannten Branchen nicht neu. Schon seit geraumer Zeit setzen sie sich für die Interessen der Kolleginnen und Kollegen aus Osteuropa und von anderswo ein. Doch die Organisation und Interessenvertretung der saisonal Beschäftigten Arbeitsmigrant*innen ist aus einer Reihe von Gründen eine Herausforderung: Die kurze Aufenthaltsdauer, mangelnde Sprachkenntnis und Kenntnis der rechtlichen Möglichkeiten am Einsatzort. Aber auch Techniken der Umgehung von Lohn- und Sozialstandards, die von den Arbeitgebern unter Ausnutzung ihres Informationsvorsprungs bewusst angewandt werden, erschweren die Organisation der Migrant*innen und ihre Interessensvertretung z.B. in Lohnklagen.
Dabei existieren zwischen den Branchen einige feine Unterschiede – so wird in der Fleisch- und Baubranche vielfach auf Werkverträge gesetzt, während in der Agrarwirtschaft häufiger befristete Verträge vorkommen. Gemeinsam ist allen, dass die Arbeit der Gewerkschaften eine Herausforderung ist, der die Gewerkschaften in unterschiedlicher Weise zu begegnen versuchen.
Von Expert*innen, die in den unterschiedlichen Branchen als Interessensvertreter*innen der Beschäftigten arbeiten wollen wir mehr erfahren über die Arbeitsbedingungen in der Fleisch-, Land- und Bauwirtschaft. Wir wollen erfahren, wie die Gewerkschaften vorgehen und was ihre Forderungen an die Politik sind. Mit dabei sind Elwis Capece ist Gewerkschaftssekretär der Gewerkschaft NGG Mittelbaden-Nordschwarzwald und zuständig für Müller-Fleisch in Pforzheim. Wolfgang Herrmann ist Leiter der Betriebsseelsorge der Diözese Rottenburg-Stuttgart und verfolgt unter anderem die Vorfälle auf der Stuttgart 21 Baustelle. Im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Susanne Ferschl können wir darüberhinaus mehr über die Bemühungen auf legislativer Ebene erfahren, um die Handlungsmöglichkeiten der Gewerkschaften zu stärken und die Bedingungen für migrantische Beschäftigte zu verbessern, z. B. bei der Umsetzung der novellierten EU Entsende-Richtlinie in deutsches Recht.
Eine Veranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg


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