„Politischer Aufbruch und neue Perspektiven für die lateinamerikanische-deutsche Gewerkschaftszusammenarbeit“

19. Oktober 2009  Allgemein

Unter diesem Thema fand am 13. und 14.Oktober auf Einladung von IG Metall, DGB und Friedrich Ebert Stiftung in Berlin eine Konferenz statt, an der 16 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus Lateinamerika und ca. 30 aus Deutschland teilnahmen..

FESGewerkschaftskonferenz 14 10 2009 033

Der erste Tag stand im Zeichen der politischen Entwicklung in Lateinamerika. Interessante Vorträge und Diskussionen fanden statt zu Themen wie: Politischer Aufbruch in Lateinamerika? Zum Verhältnis zwischen Gewerkschaften und linken Regierungen und Elemente eines „neuen Entwicklungsmodells“ aus gewerkschaftlicher Sicht. Linke Regierungen in Lateinamerika: Auf dem Weg zur Entwicklung einer politischen Alternative zum neoliberalen Entwicklungsmodell? Alternative Wege aus der Krise: Green New Deal, lohninduziertes Wachstum, Renaissance des Staates?

Am zweiten Tag ging es eher um neue Perspektiven für die lateinamerikanisch-deutsche Gewerkschaftszusammenarbeit, so zum Beispiel im Forum Internationale Betriebsratsarbeit zwischen Kooperation und Konkurrenz. Dort berichtete Manuel Campos, Internationaler Sekretär für Lateinamerika der IG Metall, über Erfahrungen mit internationalen und unternehmensbezogenen Netzwerken. Jose Luis Rodriguez, ehem. VW-Gewerkschaft Mexiko, brachte Erfahrungen bei der Gründung des Weltbetriebsrats von VW ein. Thorsten Zangerle von der Vertrauenskörperleitung von Opel in Kaiserslautern berichtete über die aktuellen, auf Europa bezogenen Konzernverhandlungen und gewerkschaftlichen Aktionen im Zusammenhang mit der Übernahme durch Magna. Johannes Müllerschön, BRV bei CNH/Fiat Group und Mitglied im Branchenteam Landtechnik beim IG Metallvorstand, stellte das Netzwerk Landtechnik vor und berichtete über die bisherigen Versuche der internationalen Ausweitung, vor allem Richtung Europa. Von weltweit 28000 Beschäftigten bei CNH – das ist der Land- und Baumaschinenbereich der Fiat Gruppe – arbeiten ca. 3000 Menschen in Brasilien. Weitere Vernetzung sei also angesagt.

Auf einen Sprung schaute auch der DGB Vorsitzende Michael Sommer auf der Konferenz vorbei. Er begrüßte die Delegation aus Lateinamerika mit der Aussage, Lateinamerika sei der einzige Kontinent, auf den man als Sozialdemokrat zur Zeit noch stolz sein könne. In Anspielung auf die laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen Union und FDP, die in unmittelbarer Nähe des Konferenzortes  und zeitgleich stattfanden, meinte er: es mache schon einen Unterschied, ob man als Gewerkschaftsvertreter sich mit der Regierung unter Freunden streiten müsse oder ob man zu politischen Feinden müsse als Bittsteller. (jom)