Gewerkschaftssenioren im Wahljahr, „unser Josip“ und das Thema Sozialpolitik.

Der Arbeitskreis Senioren der IG Metall HN-NSU vertritt laut IGM Homepage über 4500 Mitglieder und trifft sich an jedem 3.Donnerstag und informiert über „aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen, Renten und Alterssicherung, Pflegeversicherung, Politik aus dem Land- oder Bundestag“. Das nette Bild fand der Autor auf der Homepage im Veranstaltungskalender von Josip Juratovic, deshalb geht er davon aus, dass zumindest diese Sitzung des Arbeitskreises öffentlich war und berichtet.

Am 20.4.17 referierte MdB Josip Juratovic vor ca. 100 IG Metall Senioren zum Thema „Rückkehr zur paritätischen Finanzierung der Sozialversicherung?“ Das Fragezeichen stand nicht nur in der Einladung, es stand auch nach den Ausführungen von Josip im Raum. Von einem angeblichen Schulz Effekt war wenig zu spüren.

In seinen Vorbemerkungen forderte Karl Rank vom Leitungsteam der Senioren die Rückkehr zur paritätischen Bezahlung in der Krankenversicherung. Er erläuterte kritisch die ungleiche Entwicklung der Haushaltseinkommen und meinte „Die Kluft darf nicht weiter wachsen“. Er benannte drei Themenkomplexe, die den Senioren wichtig seien: Rückkehr zur Parität, Bürgerversicherung, Reichensteuer. „Wie konkret wird da von der großen Koalition daran gearbeitet?“ – mit dieser Frage übergab er das Wort an Josip Juratovic.

Dieser verwies auf sein Alleinstellungsmerkmal als ehemaliger Fließbandarbeiter und begründete die Agenta 2010 mit dem damaligen Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Immerhin gestand er ein, in diesem Zusammenhang „zwei/drei Fehler“ gemacht zu haben und kündigte Korrekturen von Schulz dazu an. Zu Reichensteuer und Transaktionssteuer meinte er resigniert, die SPD wäre dafür bei den letzten Bundestagswahlen „abgestraft“ worden, während die CDU mit ihren Aussagen gegen Steuererhöhungen gepunktet habe.

Die Beitragsbemessungsgrenze ganz abschaffen, das wäre für Juratovic „zu revolutionär“, aber es müssten mehr Leute einzahlen in die Sozialversicherungen, langfristig müsste steuerfinanziert werden.

Natürlich fehlte auch der Hinweis auf den Mindestlohn nicht. Von der Höhe her, meinte er, der gesetzliche Mindestlohn müsste höher ausfallen, „da hat DIE LINKE Recht“. Als Begründung mussten dann niedrige Tarifentgelte vor allem bei Verdi herhalten, um das unzureichende Ergebnis von 8.50 Euro/h zu rechtfertigen.

Zur Zukunft der Arbeit berichtete er von einem Besuch des AUDI Forschungszentrums in Ingolstadt und schürte kräftig Ängste um Arbeitsplätze durch neue Technologien. „Viele fühlen sich als Verlierer! Das kann nicht zufriedenstellend sein! Ohne Euch schaffe ich das nicht,“ – meinte er zum Schluss seiner Ausführungen eher resigniert.

In der anschließenden Aussprache gab es etliche kritische, aber auch resignierte Debattenbeiträge, auch über die Spaltungslinie Jung und Alt. Johannes Müllerschön (der erstmals beim Arbeitskreis vorbeischaute) rief auf zur Teilnahme an der Gewerkschaftlichen 1.Maidemonstration und erwähnte dabei auch die Beteiligung von neuen und jungen MitkämpferInnen, zum Beispiel von der „Sozialen Käthe“.

Vielleicht sollten die IG Metall Senioren etwas mehr auf ihren „Arbeiterchor“ und ihre alten Lieder von Solidarität und Frieden hören, um Mut und Kraft zu schöpfen in schwierigen Zeiten.

Die Gewerkschaftssenioren von Verdi organisieren am 13.6.17 eine Podiumsdiskussion zum Thema „Rentenpolitik der Parteien zur Bundestagswahl“, zu der auch unser Kandidat der LINKEN, Konrad Wanner bereits eine Einladung erhalten hat. (jom)