Gewerkschaften in der Region kümmern sich um Arbeitszeiten

31. Januar 2018  Allgemein, Gewerkschaft, Presse, Soziales

Ob bei AUDI, in der Altenpflege, in den SLK Kliniken oder in der Ernährungsindustrie und in der Gaststronomie, Arbeitszeit ist Aktuell wichtiges Thema für die Beschäftigten und ihre Gewerkschaften. Dabei geht es nicht nur um Belastungen und Regelungen im Betrieb und vor Ort. In einer Pressemitteilung macht die NGG Heilbronn beispielhaft Druck in Richtung Koalitionsverhandlungen in Berlin. Der traditionelle DGB Jahresempfang steht dieses Jahr unter der Überschrift „Brücken in die Arbeitswelt von Morgen bauen“. Zeitsouveränität und Arbeitszeitvolumen wird dabei auch Dank der aktuellen Tarifauseinadersetzung in der Metallindustrie endlich wieder eine Rolle spielen. (jom)

109 Millionen Überstunden im Südwesten – 62 Prozent unbezahlt

Gewerkschaft NGG warnt vor

Extrem-Arbeitszeiten im Kreis Heilbronn

 Überstunden, Arbeiten am Wochenende und in der Nacht: Im Landkreis Heilbronn ist das für die rund 2.800 Beschäftigten des Gastgewerbes alles andere als ungewöhnlich. Ebenso wenig für die 4.300 Mitarbeiter in der Ernährungsindustrie. Damit die Belastung jedoch erträglich bleibt, schreibt das Arbeitszeitgesetz maximale Arbeitsstunden und Ruhepausen vor. Genau darum fürchtet nun die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Die NGG Heilbronn warnt mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD davor, dass es zu einer Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes „durch die Hintertür“ kommen könnte – mit erheblichen Folgen für Tausende Beschäftigte in der Region.

 

„Flexibilität im Job kann nicht einseitig auf Kosten der Beschäftigten gehen“, macht NGG-Geschäftsführer Burkhard Siebert deutlich. Auf dem heimischen Arbeitsmarkt sei hier längst etwas aus der Balance geraten: So leisteten Arbeitnehmer in Baden-Württemberg im vorletzten Jahr knapp 109 Millionen Überstunden – 62 Prozent davon unbezahlt. Dies geht aus einer aktuellen Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Jutta Krellmann hervor (Bundestags-Drucksache 19/70). Rechnet man die Überstunden in Vollzeit-Jobs um, entspricht das im Südwesten demnach rund 66.000 Arbeitsplätzen.

 

„Auch im Kreis Heilbronn subventionieren Beschäftigte jeden Tag Unternehmensgewinne durch Gratis-Stunden. Statt immer wieder zu fordern, die Arbeitszeiten zu lockern, sollten die Arbeitgeber die vorhandene Mehrarbeit lieber auf mehr Schultern verteilen und neues Personal einstellen“, fordert Siebert. An die GroKo-Verhandler von CDU/CSU und SPD appelliert der Gewerkschafter, kein „Herumdoktern“ am Arbeitszeitgesetz zuzulassen. Damit würden lediglich die Arbeitszeitverstöße in der Vergangenheit legalisiert werden. Im 28-seitigen Sondierungspapier ist von einem neuen „Rahmen“ die Rede, um den „vielfältigen Wünschen in der Arbeitszeitgestaltung gerecht werden zu können“.

 

Für Siebert steht fest: „Das Arbeitszeitgesetz legt Mindeststandards für den Schutz von Gesundheit und Privatleben fest. Hier brauchen wir keine neuen Experimentierräume. Mit der Gesundheit der Beschäftigten experimentiert man nicht.“ Flexible Lösungen im Betrieb seien bereits per Tarifvertrag vereinbart. In der Gastronomie hätten sich etwa Arbeitszeitkonten bewährt, so Siebert. „Damit kann eine Hochzeitsfeier im Lokal auch mal länger gehen – ohne dass Köche und Kellner vor Arbeit umfallen.“