Funktionärskonferenz der IG Metall in Neckarsulm mit Jörg Hoffmann gegen prekäre Beschäftigung

03. Februar 2011  Allgemein, Presse

Die Versammlung diente der Vorbereitung des Aktionstages am 24.2. und stand unter dem Motto „Arbeit – sicher und fair“. Dazu beschlossen die ca. 200 Teilnehmer eine Resolution zum Thema, wie auch gegen den unerhörten am 1.Mai in Heilbronn geplanten bundesweiten Nazi Aufmarsch. Den Bericht über die Veranstaltung in der Heilbronner Stimme finden sie hier. Vor der Veranstaltungshalle verteilten Aktivisten der Partei DIE LINKE den LINKSBLICK – eine Zeitung für den Stadt- und Landkreis HN, sowie eine Einladung zur Betriebs- und Personalrätekonferenz der LINKEN in Stuttgart mit Oskar Lafontaine u.a. Meinen Redebeitrag auf dieser Versammlung stelle ich hier auf meiner Homepage zur Diskusion. (jom)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich will heute zu zwei Punkten sprechen, die mich zurzeit vor allem umtreiben. Einerseits sind dies die Situation bei Fiat und die Auswirkungen der Konzernpolitik auf die Situation der Beschäftigten. Das andere Thema sind die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, auch diese werden über die Situation von uns Beschäftigten mitentscheiden.

Auch Fiat hat im Jahr 2010 bei den Gewinnen wieder richtig zugelegt. Statt 800 Mio. Euro Verlust im Vorjahr, wurde von der ganzen FIAT Gruppe 600 Mio. Nettogewinn eingefahren. Dies führt bei uns allerdings nicht wie in anderen Konzernen zu einem Vorziehen der Tariferhöhung, im Gegenteil.

Konzernchef Sergio Marchionne hat im Dezember im Stammwerk der italienischen Automobilproduktion, in Turin  ca. 5000 Beschäftigte über einen neuen, teils deutlich schlechteren Tarifvertrag abstimmen lassen. Dieser neue Tarifvertrag wurde von der größten italienischen Metallgewerkschaft, der FIOM abgelehnt, sie sprach von „Sklavenverhältnissen“ in der Fabrik und war gegen ein Diktat. Fiat Boss Marchionne drohte mit Werksschließung und der Verlagerung der Produktion raus aus Italien.  Knapp 55% der Beschäftigten, vor allem aber nicht nur der Angestelltenbereich,  gaben dieser Erpressung nach, bei einer Beteiligung von ca 95% der Belegschaft. Während der Mann im grauen Pullover, zu Zeiten als er Opel übernehmen wollte, den gewerkschaftlichen Dialog über den grünen Klee lobte, gibt er seit dem Einstieg bei Chrysler den Hardliner.

Seit 1.Januar wurde die Fiat Group aufgespalten in die beiden Bereiche Automobil und Fiat Industrial. Unter Fiat Industrial sind die LKWs von Iveco und die Land- und Baumaschinen von Case und von New Holland zusammen gefasst mit dem Motorenbereich Fiat Power Train. Diese Aufspaltung dient einzig der Kapitalbeschaffung.  Das Manager Magazin vom Januar 2011 schreibt, dass Marchionne durch den Verkauf von Fiat Industrial an den Daimler Konzern 12 bis 13 Milliarden Euro für sein Automobil Abenteuer mit Chrysler einsetzen will. Italienische Gewerkschafter befürchteten bei einem Treffen des EMB (Europäischer Metallgewerkschaftsbund) in Brüssel, dass die Familie Agnelli ihre Autosparte an einen Chinesen verkauft und dafür voll auf den Bereich Fiat Industrial setzt. Die Verunsicherung im gesamten FIAT Konzern ist zurzeit beträchtlich, auch diese für viele Familien existenziellen Sorgen und Nöten führen zur Schwächung des Widerstands.

Dieses Beispiel zeigt, wie weit Konzernmanager ihre Beschäftigten drücken können, wenn es gelingt die Widerstandsfront zu spalten. In Italien besteht diese Widerstandfront bekanntlich aus verschiedenen, oft zerstrittenen  Richtungsgewerkschaften. Nicht nur im Betrieb, sondern auch in der italienischen Gesellschaft sind linke, gemeinsame  Alternativen schlecht entwickelt und verbreitet. Natürlich erschwert das Polittheater um Berlusconi  und die Unfähigkeit der linken Opposition diesem gemeinsam das Handwerk zu legen, die Widerstandskraft gegen Ausbeutung und Unterdrückung auch in den Betrieben und Verwaltungen in Italien.

„Spalten und herrsche“ – diese Logik kennen wir ja zur Genüge nicht nur in Italien, sondern auch in den Betrieben.

Auch im Landtagswahlkampf in Baden Württemberg habe ich den Eindruck, dass die linken und fortschrittlichen Alternativen zu schwarz-gelb noch nicht genügend entwickelt und verbreitet sind. Statt die Herausforderungen des von CDU und FDP gewünschten Lagerwahlkampfes anzugehen, eiern Grüne, Linke und erst Recht die SPD noch rum und grenzen sich gegenseitig ab und aus. Winfried Kretschmann fällt zur Linkspartei nichts ein, als die „bizarre Kommunismusdebatte“  und hofft mit Mappus und den anderen aktuellen Landtagsparteien, dass DIE LINKE nicht reinkommt, damit Sie unter sich bleiben. In seiner schwäbischen Behäbigkeit fügt Kretschmann dann jedoch  hinzu:  „Aber wenn sie drin sind, dann wird man mit denen wohl auch schwätzen müssen.“

Soweit ist die SPD in Baden-Württemberg noch nicht. Auch Nils Schmid versucht in einer strammen, antisozialistischen Stimmung mit zu schwimmen und fordert ausgerechnet von der baden-württembergischen LINKEN eine Distanzierung von der nicht vorhandenen SED Vergangenheit. Ich habe den Eindruck der junge SPD Spitzenkandidat hat sich schon mal vorab für die Juniorrolle in der neuen Landesregierung entschieden, egal ob unter dem grünen Kretschmann, oder unter dem kohlrabenschwarzen Mappus(coni)…

Lieber Rudolf, liebe Ortsverwaltung, ich finde es gut, wenn wir als Gewerkschaften uns in die Politik einmischen um die Interessen unserer Mitglieder und der Menschen ohne Lobby zu unterstützen. Deshalb finde ich es gut wenn die Gewerkschaften Podiumsdiskussionen durchführen und den Kandidatinnen und Kandidaten auf den Zahn fühlen. Schade finde ich es allerdings, dass wir die spannende Diskussion über Industriepolitik nicht öffentlich führen und damit in die Mitte der Gesellschaft rücken.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, beenden will ich meinen Beitrag mit dem Aufruf an alle ….

GEHT am 27.März 2011 alle wählen – damit sich endlich was verändert im Ländle. Danke fürs Zuhören


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